Minnedichter


Burkhart von Hohenfels


Der Dichter ist staufischer Ministeriale.
Seine Burg, von der noch Trümmer stehen, lag über dem Bodensee bei Sipplingen. Er ist 1212 zum ersten Mal urkundlich bezeugt, muss also vor der Jahrhundertwende geboren sein. 1242 wird er letztmalig erwähnt. In der Umgebung Heinrichs VII. ist er bis 1228 anzutreffen.

Burkhart ist der Älteste einer Gruppe von Minnesängern, die man in der Literaturgeschichte als spätstaufische Lyriker zusammenfasst, weil sie durch ihre persönliche Nähe zu der Umgebung Friedrichs II. und seiner Söhne geprägt sind.

Das Lied, das hier wiedergegeben ist, zeigt eine charakteristische Seite von Burkharts Dichtung. Erinnert es auf den ersten flüchtigen Blick an Neidhart, so ist doch der grundlegende inhaltliche Unterschied der, dass es nicht Bauernjungen und -mädchen sind, die ihrem Vergnügen auf der Tenne nachgehen, sondern adlige Jugend. Aber der bäuerische Tanzplatz ist ihnen nicht zu schlecht; es liegt etwas wie trotziger Widerspruch gegen die strenge höfische Zucht darin, wenn sie alle begeistert den Vorschlag der Alten aufgreifen und dieser Haltung entspricht dann ganz das als Refrain sich ständig wiederholende Bekenntnis des Dichters zu ”Freude und Freiheit“.

Dô der luft mit sunnen viure
wart getempert und gemischet,
dar gab wazzer sîne stiure,
dâ wart erde ir lîp erfrischt.
dur wart tougenlîchez smiegen
wart si fröiden frühte swanger.
Daz tet luft, in wil niht triegen:
schouwent selbe ûz ûf den anger.
  fröide unde frîheit
  ist der werlte für geleit.
   Uns treib ûz der stuben hitze,
regen jagte uns în ze dache:
ein altiu riet uns mit witze
in die schiure nâch gemache.
sorgen wart dâ gar vergezzen,
trûren muose fürder strîchen:
fröde hâte leit besezzen,
dô der tanz begunde slîchen.
  fröide unde frîheit
  ist der werlte für geleit.
   Diu vil süeze stadelwîse
kunde starken kumber kränken.
eben trâtens unde lîse,
mengelîch begunde denken
waz in aller liebest waere.
swer im selben daz geheizet,
dem wirt ringe sendiu swaere:
guot gedenken fröide reizet.
  fröide unde frîheit
  ist der werlte für geleit.
Als die Luft mit Sonnenfeuer
temperiert und gemischt wurde,
gab das Wasser seinen Anteil dazu,
so wurde der Leib der Erde erfrischt.
Durch ein heimliches Umfangen
wurde sie mit Früchten der Freude schwanger.
Das bewirkte die Luft, ungelogen.
Schaut selber auf den Anger hinaus.
Freude und Freiheit,
dazu ist die Welt gemacht.
Die Hitze in der Stube trieb uns hinaus,
Regen jagte uns wieder unter Dach.
Eine Alte riet uns ganz vernünftig,
uns nach Belieben in der Scheune einzurichten.
Da wurden die Sorgen ganz vergessen,
Trübsinn musste schleunigst weichen.
Die Freude ließ alles Leid vergessen,
als der Tanz zu schleifen begann.
Freude und Freiheit,
dazu ist die Welt gemacht.
Die ganz süße Scheunenwiese
vermochte großen Kummer zu mindern.
Gleichmäßig setzten sie ihre Schritte und leise.
Jeder begann darüber nachzudenken,
was ihm das Allerliebste wäre.
Wer sich das selber vornimmt,
dem wird Liebesleid leicht:
Angenehme Gedanken regen die Freude an.
Freude und Freiheit
dazu ist die Welt gemacht.